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Die Pädagogik aus kantischer Perspektive

Erzieherische Gedanken begleiten Kants gesamtes philosophisches OEuvre. Sie finden sich in den vorkritischen und kritischen, den theoretischen und praktischen, den akademischen und populären Schriften als auch in seinen Briefen. Da eine systematische Erarbeitung dieses Themas seitens Kant jedoch fehlt, stellt sich die Frage, welche Methode angemessen ist, um das kantische Erziehungsdenken als Gegenstand darzustellen. Vor diesem Hintergrund würde ich gerne meine aktuelle Antwort auf die Frage mit Ihnen diskutieren: Was ist Erziehung für Kant?
     Was unter "Kants Pädagogik" zu verstehen ist, gestaltet sich bereits durch den verwendeten Begriff der Pädagogik schwierig. Kant selbst benutzt diesen Begriff in seinen authentischen Schriften nicht. Ist der Gegenstand des gegenwärtigen Pädagogikbegriffs bei Kant herauszuarbeiten, erscheint es deswegen angemessen über sein erzieherisches Denken zu sprechen. Dieses geht über denspeziellen Umgang mit Kindern hinaus und umgreift generell den Einfluss anderer Personen.
     In Hinblick auf die Erziehung als eine Fähigkeit scheinen beide Kausalitäten, Natur und Freiheit, zuwirken. Die Relation von Natur und Freiheit bedingt das erzieherische Denken Kants. In meiner Präsentation möchte ich mich auf folgende Schriften konzentrieren: "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" (1784), "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" (1784) und "Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis"(1793). Einerseits ist in diesen Aufsätzen die Verbindung zwischen erzieherischen Gedanken undder Freiheit sehr deutlich zu erkennen, andererseits bietet der Blick auf diesen Teil des Kantischen Werks eine Alternative zu dem vielleicht bekannteren Kant der drei Kritiken.
     Meine Argumentation gestaltet sich in folgenden Schritten:

     I. Die erzieherischen Gedanken in den drei genannten Aufsätzen und ihre Beziehung zur Aufklärung als fortschreitender Prozess der Menschheit.

     II. Der problematische Aspekt von Erziehung als Mittel zu einem Zweck. Wenn menschliche Entwicklung verbessert werden soll, ist dies nicht nur eine Aufgabe für die menschliche Freiheit, sondern betrifft auch das, was die menschliche Natur in und mit uns tut.

     III. Kants erzieherisches Denken basiert auf einem Paradox, das sich durch seine gesamte Darstellung des Menschen zieht. Die Suche nach dem perfekten Erzieher führt zu derselben Schwierigkeit wie die Suche nach dem perfekten (politischen) Führer: Ein Mensch, der freiwillig seine Freiheit begrenzt.

In der strikten Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Philosophie, muss Erziehung für Kant als eine menschliche Tätigkeit gelten, welche Regeln, aber keine Gesetze enthält. Der Status von Erziehung als einer Fähigkeit wird dem zugrundeliegenden Paradox gerecht. Nimmt man die kantischen Aussagen über die Annäherung an die Idee des perfekten Staates analog für das Projekt der Erziehung, zeigt sich eine bedeutende Rolle der Natur. Zwar hat sie den Menschen als frei geschaffen, aber sie bleibt letztlich verantwortlich für die Realisierung dieser Freiheit.
     Pädagogik aus einer kantischen Perspektive betrifft eine Fähigkeit und keine philosophische Wissenschaft. Sie beinhaltet die Einsicht in natürliche Grenzen der menschlichen Freiheit. Deswegen ist die Natur selbst wohl der beste Erzieher des Menschen. Um den Fortschritt der Menschheit zu verwirklichen, braucht es einen vorbereiteten guten Willen, der dafür sorgt, die Idee anzunehmen, besser zu werden als man es ist. Wie der Wille in diese Richtung zu beeinflussen ist, scheint der Kern des erzieherischen Denkens von Kant zu sein. Meine Antwort auf die zu Beginn gestellte Frage lautet: Aus kantischer Perspektive ist Erziehung hauptsächlich Erziehung des Willens.

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