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Apperzeption und Natur in Kants B-Deduktion

Die Transzendentale Deduktion der Kategorien enthält eine Theorie des Selbstbewusstseins, welche aber nichts über die persönliche Identität des Menschen sagt, sondern eher strikt funktional für die Definition eines formalen Begriffs der Natur dient. Gegen Patricia Kitcher, welche die Deduktion als Erklärung des Mechanismus der Herstellung der Welt durch das Ich interpretiert hat, zugleich aber auch gegen viele weitere (vor allem US-amerikanische) Kant-InterpretInnen, welche die Deduktion in der Tradition des Naturalismus und des Psychologismus des 18. Jahrhunderts zu verstehen versuchen, definiert Manfred Baum eine strikt objektivistische und formalistische Interpretation derselben, welche auf einer fundamentalen Entprivatisierung des Begriffs Ich basiert: Der Verstand könne nicht als ein faktischer/psychologischer Mechanismus interpretiert werden, sondern definiert als Gesetzgeber bloß die notwendigen Möglichkeiten, welche die Erfahrung in ihrer Objektivität überhaupt bestimmen.

Workshop: Die zwei Beweisschritte der B-Deduktion der reinen Verstandesbegriffe in der 'Kritik der reinen Vernunft'

Vor dreißig Jahren, also im Jahr 1986, äußerte sich Manfred Baum in seinem Buch Deduktion und Beweis in Kants Transzendentalphilosophie unter anderem über das Thema der Struktur der B-Deduktion. Er kritisierte dort sowohl die von Dieter Henrich vertretene These von den zwei Beweisschritten als "unzweckmäßig", als auch weitere ähnliche Erklärungen, welche die Deduktion für einen in unterschiedlichen Teilen strukturierten Diskurs hielten: Kants Deduktion sei mehr als eine Darstellung eines einzigen Beweises. Im Grazer Workshop wird Manfred Baum an diese alte, mittlerweile klassisch gewordene Position über Form und Struktur der B-Deduktion anknüpfen, um mit Studierenden und Interessierten über die Grundstrategie und die allgemeine Bedeutung dieses fundamentalen Teils der Philosophie Kants zu sprechen.

Für die Teilnahme an dem Workshop von Professor Baum, am Tag nach dem Vortrag wird um Anmeldung via E-mail gebeten: radka.tomeckova(at)uni-graz.at.

Für die Vorbereitung können Sie den elektronischen projects.moodle-Kurs "Kant in Graz" nutzen.

Manfred Baum (Kurzbiographie)

Universitätsprofessor Dr. Geboren 1939 in Köln. 1958-1970 Studium der Anglistik, Germanistik, Pädagogik und Philosophie in Köln und München. 1970 Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit Die transzendentale Deduktion in Kants Kritiken. Interpretationen zur kritischen Philosophie bei Karl-Heinz Volkmann-Schluck und Ludwig Landgrebe. Habilitation an der Universität-Gesamthochschule Siegen mit einer Studie über Die Entstehung der Hegelschen Dialektik. 1987 war Professor Baum als Visiting Associate Professor an der Yale University und in der Folge 1988 als Fulbright Professor of Philosophy am Haverford College in den USA tätig. 1993 folgte die (C 4-)Professur für Philosophie an der Bergischen Universität Wuppertal, wo er nach seiner Emeritierung bis heute lehrt.
Herr Baum ist der 2. Vorsitzende der Kant-Gesellschaft und seit 1996 der Mitherausgeber der Kant-Studien. Der systematische Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit liegt in der Erkenntnistheorie, Metaphysik und praktischen Philosophie; historisch-philologisch erstreckt sich seine Arbeit von der Philosophie der Antike über die von Immanuel Kant und den Deutschen Idealisten bis zur Philosophie des 20. Jahrhunderts.
Von der umfangreichen Publikationstätigkeit Professor Baums seien hier nur die folgenden, mit den Themen unserer Veranstaltung verwandten Veröffentlichungen genannt: —(1986): Deduktion und Beweis in Kants Transzendentalphilosophie. Untersuchungen zur 'Kritik der reinen Vernunft'. Königstein/Ts. —(1978) mit Rolf-Peter Horstmann: "Metaphysikkritik und Erfahrungstheorie in Kants theoretischer Philosophie", in: Philosophische Rundschau, 24, S. 62-91. —(1978): "Transcendental Proofs in the 'Critique of Pure Reason'", in: Transcendental Arguments and Science, hg. von P. Bieri, R.-P. Horstmann und L. Krüger, Dordrecht, S. 3-26. —(1984): "Erkennen und Machen in der 'Kritik der reinen Vernunft'", in: Probleme der 'Kritik der reinen Vernunft', hg. von B. Tuschling, Berlin/New York, S. 161-177. —(1986): "The B-Deduction and the Refutation of Idealism", in: The Southern Journal of Philosophy, 25, S. 89-107. —(1996): "Kants Raumargumente und die Begründung des transzendentalen Idealismus", in: Kant. Analysen - Probleme - Kritik, hg. von H. Oberer, Würzburg, Bd. II, S. 41-63. —(2001): "Systemform und Selbsterkenntnis der Vernunft bei Kant", in: System der Vernunft, Kant und der deutsche Idealismus, Bd. 1, hg. von H. F. Fulda u. J. Stolzenberg, Hamburg, S. 25-40. —(2010): "Subjekt und Person bei Kant", in: Metaphysik und Kritik, hg. von J. Chotas, J. Karasek u. J. Stolzenberg, Würzburg, S. 237-251. —(2011): "Objects and Objectivity in Kant's First Critique", in: Kant's Idealism. New Interpretations of a Controversial Doctrine, hg. von D. Schulting u. J. Verburgt, Dordrecht/New York, S. 55-70. —(2012): "Ontologie und Transzendentalphilosophie bei Kant", in: Metaphysik, Ästhetik, Ethik. Beiträge zur Interpretation der Philosophie Kants, hg. von A. Falduto, C. Kolisang u. G. Rivero, Würzburg, S. 13-27. —(2012): "Die Antinomie der praktischen Vernunft in Kants kritischer Philosophie", in: Wiener Jahrbuch für Philosophie, 44, S. 83-98. [Weitere Informationen.]

Kontakt: Sekretariat

Fachoberinspektorin

Ingeborg Röllig

Institut für Philosophie

Heinrichstraße 33/EG, 8010 Graz

Telefon:+43 316 380 - 2295

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Mo - Fr 9.00-12.00 Uhr

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