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Das Projekt

Es gibt eine ganze Reihe von Fragen zu Kant und der Rezeption seiner Philosophie in Österreich, die bis heute nicht ausreichend beantwortet wurden: Gab es überhaupt einen österreichischen Neukantianismus? Ist die Philosophie von Immanuel Kant prägend für die Entwicklung der Philosophie in Österreich? Oder anders formuliert: Haben österreichische Denkerinnen und Denker des 19. und 20. Jahrhunderts einen Beitrag zu einem spezifischen (historischen oder philosophischen) Verständnis der kantischen Philosophie geleistet? Wir stellen diese Fragen, weil wir der Überzeugung sind, dass – ja! – es sich durchaus lohnt, die Charakteristika und die Inhalte eines ganz spezifischen Neukantianismus in Österreich zu vertiefen und zu würdigen.

Es ist in der Forschung weit verbreitet, zwischen zwei Hauptformen der philosophischen Rückkehr zu Kant am Ende des 19. Jahrhunderts zu unterscheiden: Dabei handelt es sich um die Marburger Schule rund um Cohen, Natorp und Cassirer sowie den Neukantianismus in Süd-West-Deutschland rund um Windelband und Rickert. Man sollte allerdings unserer Auffassung nach eine weitere Hauptform unterscheiden und damit einen Neukantianismus österreichischer Prägung akzentuieren. Dieser zeichnet sich gegenüber den beiden anderen Richtungen durch einen anfänglich starken und sehr konsequenten Realismus aus.
Leider hat sich diese dritte Form des Neukantianismus, im Unterschied zu den zwei anderen, nie in Form einer Schule entwickelt und blieb daher stark an die Figur von Alois Riehl gebunden. Zentral sind dabei insbesondere die Reflexionen und Schriften des jungen Riehl, welcher schon 1872, im Alter von 28 Jahren, Über Begriff und Form der Philosophie und dann – vier Jahre später als junger Professor in Graz – sein Hauptwerk Der philosophische Kriticismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft veröffentlichte. Die relativ frühe Berufung von Riehl nach Deutschland (zunächst nach Freiburg, dann nach Kiel, Halle und Berlin) und die Durchsetzung von dezidierten Kant-Gegnern in Österreich (wie Franz Brentano sowie den Vertretern des Wiener-Kreises) haben dazu geführt, dass noch heute die Rede von einem „österreichischen Neukantianismus“ vielen widersinnig erscheint. Die unterschiedlichen Formen der Philosophie in Österreich haben sich demnach vor allem in Abgrenzung zu Kant (oder gar ohne Kant) profiliert.

Wir sind der Auffassung, dass die von Alois Riehl geprägte Variante des Neukantianismus so interessant ist, dass sie eine eigenständige Untersuchung verdient, in der Inhalte, Bedeutung und Kontext dieser ganz besonderen philosophischen Strömung vertieft werden. Dabei erweisen sich Riehls Analysen der Kantischen Philosophie (aus historischer und philologischer Perspektive) als besonders klar, treffend und scharfsinnig und sind daher sehr lesenswert.

Unser Projekt, das diese Aufgabe verfolgt, stützt sich dabei auf zwei Säulen: Zum einen wird in Graz ein offener Lesekreis zur Rezeptionsgeschichte der Kantischen Philosophie in Österreich veranstaltet und zum anderen wird für das Jahr 2020 die Publikation eines Sammelbandes zu dieser Thematik in den Meinong Studien vorbereitet.

Projektverantwortliche:

Mag. Dr.phil.

Rudolf Meer

MA MA BA BA

Academia Kantiana, Immanuel Kant Baltic Federal University
14 A. Nevskogo ul., 236041 Kaliningrad, Russland


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