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Materialien zur Entstehung des kantischen Apperzeptionsbegriffes bei Locke

Die Beziehung Kants zu Locke ist ebenso vielfältig wie ambivalent. Bereits in der A-Vorrede lässt uns Kant seine Bewunderung einerseits und die prinzipielle (und insofern unüberwindbare) Missbilligung des locke'schen erkenntnistheoretischen Projektes (oder zumindest seiner Durchführung) andererseits spüren: "In neueren Zeiten schien es zwar einmal, als sollte allen [...] Streitigkeiten [in der Metaphysik] durch eine gewisse Physiologie des menschlichen Verstandes (von dem berühmten Locke) ein Ende gemacht [...] werden; es fand sich aber, daß, [...] weil die[] Genealogie [aus dem Pöbel der gemeinen Erfahrung] [...] [jener vorgegebenen Königin, sc. der Metaphysik] in der Tat fälschlich angedichtet war, sie ihre Ansprüche noch immer behauptete, wodurch alles wiederum in den veralteten wurmstichigen Dogmatism und daraus in die Geringschätzung verfiel, daraus man die Wissenschaft hatte ziehen wollen." (KrV, A IX f.) Von hieraus ergibt sich die Rede von "Kant und Locke" als äußerst schwierig. Lassen sich die Schwierigkeiten im Allgemeinen noch auflösen, so scheint es ein Konsens der Kant-Forschung zu sein, dass wir (spätestens!) die kantische Apperzeptionslehre nur dann richtig verstehen (können), wenn wir sie in ihrem dezidierten Anti-Lockeanismus erfasst haben. Die These von einem dezidierten Anti-Lockeanismus im kantischen Apperzeptionsbegriff ist für sich genommen zwar nicht abzulehnen. Ihre Reichweite sollte aber dennoch durch eine entsprechende Kontextualisierung etwas abgeschwächt und somit der Rede von "Kant und Locke" auch in Bezug auf das Apperzeptionsthema ein sinnvoller Rahmen eingeräumt werden. Diesbezüglich lautet der zweiteilige Vorschlag des Vortrags, dass (a.) der kantische Apperzeptionsbegriff, wiewohl auch für sich isoliert genommen wesentlich anti-lockeanisch konzipiert, dennoch im Anschluss an bzw. inspiriert durch die locke'schen Überlegungen entstanden ist [=die historische These]; und (b.) überhaupt von Kant derart anti-lockeanisch konzipiert wurde, um im Gesamtkontext der KrV eine Art Lockeanismus (zwar nicht mehr ungezügelt/uneingeschränkt: im "transzendentalen", doch aber mit einer Einschränkung: mindestens im "empirischen Verstande") aufrechtzuerhalten [=die systematische These].

Radka Tomečková (Kurzbiographie)

Studium der Humanistischen Wissenschaften an der Karls-Universität Prag (Bc.) und der Philosophie an der Universität Konstanz (M.A.). 2009 hat sie das Masterstudium mit einer Arbeit über das Lockesche Identitätskapitel abgeschlossen. Seit 2010 promoviert sie an der Humboldt-Universität zu Berlin zur kantischen Selbstbewusstseinstheorie und Konzeption des Ich bei Professor Tobias Rosefeldt. Die Promotion wurde vom DAAD (2011-2013) und durch ein Alfred-Toepfer-Stipendium (2013-2014) gefördert. Im Sommersemester 2014 war Frau Tomečková als Gast-Promovierende an der Georg-August-Universität Göttingen bei Professor Bernd Ludwig. Seit September 2014 arbeitet sie als Univ.-Assistentin an der Karl-Franzens-Universität Graz im Fachbereich Geschichte der Philosophie. [Weitere Informationen.]

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