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Apperzeption als Radikalvermögen

In A 114 bezeichnet Kant die Apperzeption als ein "Radikalvermögen". In meinem Vortrag wird es darum gehen, zunächst genauer zu verstehen, was Kant damit eigentlich meint. Innerhalb der Apperzeptionstheorien des 18. Jahrhunderts ist der Begriff offensichtlich nicht gebräuchlich. Dies legt die Vermutung nahe, dass auf frühere schulphilosophische Theorien des Vermögens zurückzugehen ist. Und tatsächlich findet sich in Scherzers Kompendium scholastischer Terminologie, dem Vademecum von 1675, der Begriff einer 'radicaliter' zu verstehenden Ursache und eines entsprechenden 'Radikalvermögens'. Ich werde zunächst zeigen, dass dieser Begriff dem der Grundkraft äquivalent ist. Ähnliches behauptet Kant auch in A 94: die Apperzeption ist 'ursprüngliche Quelle', die aus keiner anderen Fähigkeit des Gemüts abgeleitet werden kann. Kants Einlassung in A 114 präzisiert diese allgemeine These. Apperzeption ist zunächst Grundkraft nur für Erkenntnis. Apperzeption ist somit nicht absolute, sondern 'komparative Grundkraft' ((A 649 / B 677). Zugleich gilt aber: jedes Urteil, das für sich in Anspruch nimmt, Erkenntnis zu sein, geht in letzter Instanz auf das Vermögen der Apperzeption zurück: das Erkenntnisvermögen ist im Blick auf seine erste Ursache, 'radicaliter', Apperzeptionsvermögen.

Stefan Heßbrüggen-Walter (Kurzbiographie)

Stefan Heßbrüggen-Walter studierte in Münster Philosophie, Musikwissenschaft sowie Soziologie und promovierte 2001 mit einer Arbeit zu Kants Begriff des Seelenvermögens in der Kritik der reinen Vernunft. Ab 2004 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der FernUniversität in Hagen tätig. Dort betreute er als Projektkoordinator "Early Modern Thought Online" (https://emto.fernuni-hagen.de). Seit 2013 lehrt er als Assistant Professor an der School of Philosophy der National Research University Higher School of Economics in Moskau und ist Mitglied des dortigen Center for Digital Humanities. Er forscht zur Philosophiegeschichte der frühen Neuzeit zwischen Melanchthon und Kant. [Weitere Informationen.]

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